Gedanken zu einer / Motive für eine GEBETSAKTION

Jesus spricht: „So sage auch ich euch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan werden.“

Bete. Bei welcher menschlichen Unternehmung könnte man dir größere Erfolgschancen zusichern?
Sel. Josemaria Escriva de Belaguer, Der Weg Nr. 96

Gedanken zu einer / Motive für eine
GEBETSAKTION

Wir sind einerseits in einem System der Bosheit und des Bösen (als Person) gefangen, das ausweglos scheint, wenn wir einen menschlichen Maßstab anlegen. Erinnert sei an einen Ausspruch von Erzbischof Eder von Salzburg, daß wir uns alle verrannt hätten. Andererseits fehlt es uns an einem starken Glauben und einem kindlichen Vertrauen. Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt oder haben einen Zustand erreicht, in dem uns klar bewußt sein müßte, daß wir ohne Gott ganz einfach nicht mehr weiterkönnen und -wissen. Und hier müßte das kindliche Vertrauen einsetzen. Wir beten zwar allgemein für unser Vaterland, für unsere Kirche, für unsere Mitmenschen, unsere ganz konkreten Sorgen, Ängste und Schwierigkeiten wagen wir aber nicht oder nur selten als Gebet zu formulieren. Es stellt sich daher die Frage, ob wir wirklich an Gottes Allmacht glauben. Und ist es nicht so, daß wir nicht nur in einem Netz der Bosheit gefangen sind, sondern daß wir uns so sehr an das Böse um uns herum gewöhnt haben, daß wir glauben, es akzeptieren zu müssen? Dieser letzte Gedankengang macht es notwendig, daß wir die Mitchristen auf diese Bosheit aufmerksam machen, daß wir das Böse beim Namen nennen bzw. die Menschen dafür sensibilisieren sollen, damit alle wissen, warum und wofür wir gemeinsam beten sollen.

Dazu einige Beispiele:

I. STAAT

a. Der Katholik in der Demokratie:
Österreichs Katholiken und insbesondere der Klerus leiden an einem Trauma. Vor Jahrzehnten hat sich die katholische Kirche mit einer politischen Partei identifiziert. Das hat bewirkt, daß sich ein großer Teil der Bevölkerung, die den politischen Zielen dieser Partei nicht geneigt war, von der Kirche abgewandt hat. Die Aufgabe des Klerus, Seelsorger für alle Menschen zu sein, wurde dadurch zweifellos erschwert. Deshalb war es sicher richtig, den Priestern die Übernahme politischer Ämter zu verbieten. Aber kann mit dieser historischen Erfahrung begründet oder festgeschrieben werden, in welcher Lage wir uns als Katholiken heute in unserem Land befinden? Wir gläubigen Katholiken verzichten freiwillig auf die Wahrnehmung unserer demokratischen Grundrechte. Was alle anderen für sich in Anspruch nehmen und wir auch selbstverständlich bereit sind, ihnen zuzugestehen, nämlich ihre Vorstellungen über die Gestaltung von Staat und Gesellschaft, über den Inhalt von Gesetzen in die öffentliche Diskussion einzubringen, auf das verzichten wir freiwillig und – vorläufig noch – ohne äußeren Zwang. Die Faschismus-Keule, das Schlagwort vom politischen Katholizismus oder der Vorwurf der Intoleranz genügen, daß wir verschreckt die Köpfe einziehen und uns nicht einmal getrauen, davon zu reden, was wir für richtig halten. Ein Beispiel: Wir haben ein kirchliches Eherecht, das die Unauflöslichkeit der Ehe zum Inhalt hat. Warum vertreten gläubige Katholiken diese Rechtsposition eigentlich nicht auch als Staatsbürger, selbst wenn sie keine Chance auf Verwirklichung in Form staatlicher Gesetze hat? Könnten wir Katholiken dadurch nicht langfristig eine Bewußtseinsänderung bewirken? Daß der Gedankengang richtig ist, beweist der Umstand, daß die staatliche Ehegesetzgebung das Unrechtsbewußtsein jener Katholiken weitgehend beseitigt hat, die gegen das Eherecht ihrer Kirche verstoßen.

Einige Schlagworte haben genügt, und wir Katholiken haben uns in die Sakristeien zurückgezogen. Sollten wir nicht darum beten, daß wir Feigheit und Mutlosigkeit ablegen und die Kraft bekommen, die auf unserer Weltanschauung beruhenden rechtlichen Positionen öffentlich zu vertreten?

b. Schutz des Lebens an dessen Beginn und an dessen Ende:
Die katholischen Politiker haben sich ausgeschwiegen, als erst vor kurzem davon die Rede war, man solle lebensfähige Kinder, bevor man sie im Mutterleib zerstückelt, mit einem Herzstich töten, weil das humanerwäre. (So auch der von Bundeskanzler Schüssel berufene Vorsitzende der Ethikkommission, ein Arzt und Theologe.) Unser Recht läßt es nämlich zu, daß ungeborene Kinder noch knapp vor der Geburt bei lebendigem Leib und – wie wir annehmen müssen – bei voller Schmerzempfindlichkeit zerrissen werden können, wenn auch nur der Verdacht einer Behinderung besteht. In so einer abgrundtief bösen Gesellschaft leben wir, und daß wir so tief fallen konnten, ist nicht zuletzt ein Verschulden der katholischen Kirche Österreichs. Als die SPÖ im Jahr 1974 mit einer Stimme Mehrheit im Parlament die Fristenlösung beschlossen hat, waren sicherlich siebzig Prozent der Österreicher dagegen, weshalb man ihnen diese Maßnahme als frauen- und kinderfreundlich verkaufen mußte. Als dann das bis dahin erfolgreichste Volksbegehren gegen diese Fristenlösung zustande kam, wollte die ÖVP auf diesen Zug aufspringen und den Lebensschutz im darauf folgenden Nationalratswahlkampf zum Thema machen. Es ist historische Wahrheit, daß die Kirche diesem Vorhaben die Unterstützung versagte, was damit begründet wurde, daß so grundsätzliche Fragen wie der Lebensschutz aus dem Parteienstreit herausgehalten werden müßten. Diese Frage hätte aber das vordringlichste Thema eines Nationalratswahlkampfes sein müssen, nachdem dieses Unrechtsgesetz ja auch im Nationalrat beschlossen worden ist. Eine der Ursachen für die Entwicklung zum unsagbar Bösen in diesem Bereich liegt daher auch im Verhalten der katholischen Kirche Österreichs.

Als ein Holocaust-Film Ende der siebziger Jahre eine Welle der Empörung über das Schicksal der Juden während der NS-Zeit ausgelöst hat, hatten unabhängig voneinander mehrere Leute, die damals durch gemeinsame Aktionen zusammengefunden haben, den Gedanken, auf das Schicksal der ungeborenen Kinder hinzuweisen. Die Wunde war damals noch frisch. Zur Vereinsarbeit meldeten sich zahlreiche Interessenten, bei Demonstrationen konnten Tausende auf die Straße gebracht werden. Es mag sein, daß man Verschwörungstheorien zurecht als paranoid abtut, irgendeine mächtige Institution muß aber damals in der Lage gewesen sein, allen – und zwar ausnahmslos allen – Medien das Totschweigen aller dieser Aktivitäten zu gebieten. So konnte es geschehen, daß innerhalb weniger Jahrzehnte das Unrechtsbewußtsein verloren gegangen ist und jetzt von einem „Menschenrecht auf Abtreibung“ die Rede ist. Es folgte eine Gehirnwäsche, deren Wirksamkeit vor allem durch das Medium Fernsehen bedingt war und die zu einem völligen Bewußtseinswandel geführt hat. Es gibt zum Beispiel kaum mehr einen Unterhaltungsfilm, in welchem nicht die unmoralisch lebenden Personen als sympathisch und das Perverse als normal hingestellt wird.

Von dieser himmelschreienden Sünde, von dem Selbstmord des eigenen Volkes, wieder wegzukommen, scheint nach menschlichem Ermessen unmöglich. Zwei von damals drei im Nationalrat vertretenen Parteien, nämlich ÖVP und FPÖ, haben zwar gegen die Fristenlösung gestimmt, Mitte der achtziger Jahre haben sich aber auch deren Parteiobmänner Alois Mock und Jörg Haider zur Fristenlösung bekannt. Mit den Möglichkeiten, die die etablierten Parteien haben, wäre es zwar theoretisch möglich, die Fakten rund um die Abtreibung zum Thema in der Öffentlichkeit zu machen, praktisch erscheint dies aber deshalb unmöglich, weil die ÖVP als erstes ihre eigene Schuld einbekennen müßte. Die Schuld, die darin zu sehen ist, daß sie zu diesem schrecklichen Geschehen so lange geschwiegen hat. Wie sollte man den Leuten sagen, daß die Methoden, mit denen die ungeborenen Kinder getötet werden, einen Schrei der Empörung auslösen würden, wollte man ähnliches Tieren antun? Man würde den Parteifunktionären mit Recht entgegen halten, ob sie das nicht schon immer gewußt hätten.

Und weil das Unrechtsbewußtsein seit langem geschwunden ist, sind derart viele Mitbürger in das Geschehen der Abtreibung verstrickt, daß es in unserer Demokratie eigentlich kein Politiker mehr wagen kann, die Wahrheit auszusprechen. Die meisten unserer Mitmenschen sind hiefür nicht ansprechbar, die Sache ist für sie abgehackt, das Aufzeigen der grauenhaften Details gilt als unappetitlich.

Ein Ausfluß des materialistischen Zeitgeistes und Menschenbildes ist die Euthanasie, wie sie etwa in Holland bereits seit längerer Zeit praktiziert wird. Ein Versuchsballon wurde auch bereits bei uns in Österreich gestartet. Ein sogenannter Arbeitskreis „Menschenwürdig Sterben“ hat am 11. Februar 1998 dem Nationalratspräsidenten Dr. Heinz Fischer, der selbst diesem Arbeitskreis angehört, ein „Manifest für die Selbstbestimmung“ übergeben, in welchem prominente Österreicher (auch Katholiken) für die Euthanasie eingetreten sind.

c. Unterricht und Erziehung:
Kaum zu glauben, aber wahr: § 2 Schulorganisationsgesetz, erster Satz, hat folgenden Wortlaut: „Die österreichische Schule hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken.“

Welch eine Heuchelei! Wir wissen alle, daß davon heute nur mehr in Ausnahmefällen die Rede sein kann. Im Gegensatz zu dieser hehren Zielsetzung werden unsere Kinder und Jugendlichen – auch im katholischen Religionsunterricht und in katholischen Einrichtungen – zum Neuheidentum erzogen. Denken wir nur daran, daß schon in Kindergärten (auch in katholischen) Mandalas gemalt werden und Kindern und Jugendlichen alles mögliche über andere Religionen hören, nur nichts über den katholischen Glauben. Auch mit unseren Steuergeldern werden Publikationen und Vereine subventioniert, deren Zielsetzung ist, Kinder und Jugendliche zur Unkeuschheit zu erziehen und ihnen das Töten der eigenen ungeborenen Kinder als Selbstverständlichkeit hinzustellen. So zuletzt durch die Broschüre des Sozialminsteriums „Love, Sex und so ?“. Von Freunden darauf angesprochen sagte der zuständige Minister, daß die Anregung dazu aus katholischen Kreisen gekommen wäre.

Das ganze Gerede von der pluralistischen Gesellschaft führt letztlich dazu, daß wir ein Volk, eine Gesellschaft ohne jede Moral werden oder besser gesagt bereits geworden sind. So ein Gemeinwesen kann aber keinen Bestand haben, das wissen wir nicht nur aus der Bibel. Die Alarmzeichen will niemand sehen, nicht die Aggressivität von Kindern bereits in der Volksschule, nicht die immer mehr zunehmende Gefährdung gerade von Jugendlichen durch Drogen, nicht die Tatsache, daß psychische Erkrankungen zur Volksseuche geworden sind.

Wir haben als Christen das Recht und die Pflicht, dafür einzutreten, daß die auf unserem Glauben beruhenden Vorstellungen über die Gestaltung von Staat und Gesellschaft eingebracht werden. Es gibt aber offensichtlich keinen Weg, wie wir das angehen könnten. Vor der Nationalratswahl 2002 haben zahlenmäßig nicht unbedeutende christliche Gruppierungen für die ÖVP getrommelt in der Hoffnung, einer moralischen Wende den Weg zu bereiten und in der Sorge vor Rot-Grün. Für die Wähler der ÖVP, die durch diese Aktionen gewonnen werden konnten, muß es wie eine schallende Ohrfeige sein, daß sich in der Folge prominente ÖVP-Funktionäre dafür ausgesprochen haben, mit den radikal antichristlichen und anarcho-marxistischen Grünen zu regieren. Allein diese Diskussion zeigt, wo die ÖVP wirklich steht und daß grundsätzliche politische Fragen – wie wir sie sehen – in der Öffentlichkeit überhaupt keine Rolle spielen. Wir können uns nur an Gott wenden, und deshalb soll es ein gemeinsames und intensives Gebet geben, daß wir wirklich christliche Politiker bekommen, die den Mut und die Kraft haben, in ihrer politischen Tätigkeit auch für ihre Überzeugung offen einzutreten.

II. KIRCHE

Aber das wird nicht genügen, damit unser Heimatland wieder zum katholischen Glauben findet. Wir müssen als Christen zuerst mit der eigenen Bekehrung beginnen und zwar dort, wo in der heutigen Zeit die Sündhaftigkeit unter uns Katholiken am größten ist:

a. Die Sünde des Ungehorsams:
Jesus Christus hatte schreckliche Angst vor seinem entsetzlichen Sühneleiden und Opfertod, den er ja sicher in allen Einzelheiten vorausgesehen hat, und war dennoch gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Wie wir aus der Heiligen Schrift wissen, erstreckte sich dieser Gehorsam auch auf kleine – heute würde wir sagen unbedeutende (Theologen verwenden häufig den Ausdruck „nicht zentral“) Dinge. Dieses Beispiel des Herrn wird gerade bei uns völlig mißachtet. Der Ungehorsam wird geradezu als Errungenschaft des modernen Christen hingestellt und als eine Art Menschenrecht, welches in unserem demokratischen Zeitalter auch die Kirche zu akzeptieren habe.

Die katholischen Ehepaare wurden und werden dazu ermutigt, im zentralen Bereich ihrer ehelichen Liebe dem Nachfolger Petri den Gehorsam zu verweigern. Man hat sich dem kinderfeindlichen Zeitgeist angepaßt. Warum eigentlich wird den jungen christlichen Ehepaaren nicht gesagt, daß sie am besten überhaupt nicht verhüten sollen, daß sie vielmehr jedes Kind als Aufgabe und Geschenk Gottes anzunehmen haben? Die Proklamierung eines „Jahres der Berufung“ war sicher gut gemeint, doch das Übel, das zu diesen fehlenden Berufungen geführt hat, müßte an der Wurzel beseitigt werden, und diese Wurzel ist die Anpassung an den lebensfeindlichen Zeitgeist, dem wir beinahe alle – wenn auch in unterschiedlicher Intensität – verfallen sind. Ohne christliche Familien und ohne Kinder wird es weiterhin kaum geistliche Berufungen geben.

Der Ungehorsam hat inzwischen alle Bereiche des kirchlichen Lebens erfaßt. Der Glaubensgehorsam ist nur mehr in Ansätzen vorhanden, viele Theologieprofessoren, Priester und Religionslehrer geben irgendwelche intellektuelle Ausscheidungen von sich und widersprechen jedem einzelnen Satz des Glaubensbekenntnisses. In die Liturgie der Kirche werden von vielen Priestern heidnische Elemente hineingebracht, von Gehorsam gegen päpstliche oder bischöfliche Anordnungen kann überhaupt nicht mehr die Rede sein. Ohne Hilfe von oben können wir aus diesen durch und durch sündhaften Strukturen nicht mehr herausfinden.

b. Glaubensverkündigung:
Manchmal muß man den Eindruck haben, als gäbe es geradezu eine Anordnung, in Predigten und Sakramentenvorbereitung über die letzten Dinge des Menschen, über Tod, Gericht, Himmel, Hölle und Fegefeuer, nur ja kein Wort zu verlieren. Maturanten wissen nach zwölfjährigem Religionsunterricht überhaupt nichts über ihren katholischen Glauben. Theologiestudenten müssen, wenn sie gutwillig sind, zweimal lernen, einmal, damit sie den ungläubig gewordenen Professor zufrieden stellen und durch die Prüfung kommen, ein zweites Mal, wenn sie den katholischen Glauben wirklich kennenlernen wollen. Wenn sie an letzterem kein Interesse haben, werden sie trotzdem auf das katholische Volk losgelassen und ihr Wirken als Seelsorger sieht dann dementsprechend aus. Der Religionsunterricht ist über weite Strecken darauf angelegt, nur ja nicht den katholischen Glauben weiterzugeben. (Ganz im Gegenteil: Religionsbücher verhöhnen die Gottesmutter, okkulte Praktiken werden als interessant hingestellt.) Von einem Bischof ist die sicher richtige Äußerung bekanntgeworden, man müsse achtzig Prozent der Theologen entlassen, um zu verhindern, daß weiterhin Unglaube und Irrlehren verbreiten würden. Gemessen an diesen Zuständen grenzt es ohnehin an ein Wunder, daß es bei uns noch gläubige katholische Christen gibt und an Sonntagen noch so viele Gottesdienstbesucher. Frei nach dem Apostel Paulus muß man sich die Frage stellen: Wie sollen sie glauben, wenn niemand verkündet?

Solange Theologieprofessoren, die an ihrem Unglauben und ihrer Irrlehre verstockt festhalten, in der Priesterausbildung tätig sind, solange in theologischen Kursen offen gegen das päpstliche Lehramt polemisiert wird, solange in kirchlichen Bildungshäusern Heidentum pur praktiziert wird, solange viele Religionslehrer ihre Aufgabe darin sehen, diesen Ungeist an Kinder und Jugendliche weiterzugeben, solange wir aus Feigheit oder Bequemlichkeit allen diesen Dingen zusehen, solange können wir auch nicht erwarten, daß Gott uns hilft, damit aus den vielen Taufschein-Christen wieder gläubige Katholiken werden.

c. Kirche und Abtreibung:
Auf unser Verhalten als Gemeinschaft passen zwei Sätze Jesu: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan.“ und: „Nicht jeder, der zu mir Herr, Herr sagt, wird in das Himmelreich eingehen.“ Natürlich haben wir nicht nur ein Problem und natürlich können wir nicht Tag und Nacht nur vom Massenmord an den ungeborenen Kindern bzw. dem Selbstmord unseres Volkes sprechen. Es gibt österreichische Bischöfe wie die Bischöfe Küng aus Feldkirch oder Laun aus Salzburg, die immer wieder beweisen, wie sehr ihnen dieses Unrecht unter die Haut geht. Und es gibt wirklich katholische Vereine, die in dieser Frage verdienstvoll tätig sind. Aber die Katholische Kirche Österreichs als Gemeinschaft hat in dieser Sache versagt und versagt noch immer. Wir alle zusammen – als Staatsbürger und Katholiken – müssen endlich eine klare Stellungnahme zu dieser himmelschreienden Sünde abgeben. Wir müssen die Angst vor den Medien ablegen. Die Tugend der Gottesfurcht ist uns verloren gegangen, wir wollen von allen gelobt werden. Diese Menschenfurcht ist eine wesentliche Ursache für den Glaubensabfall. Auch hier zeigt sich wieder, daß die Verstrickung in das Böse so gewaltig ist, daß zur Zeit kein Weg erkennbar ist, wie wir da herausfinden könnten. Die Wechselwirkungen der sündhaften Verhaltensweisen und Strukturen haben uns in eine nach menschlichem Ermessen ausweglose Sackgasse gebracht. Wir müßten einmal erkennen, daß Abtreibung und Verhütung – so groß der qualitative Unterschied auch ist – derselben Mentalität entspringen. Doch wir Katholiken haben nicht einmal die Kraft, uns selbst von dieser Verhütungsmentalität zu lösen. Wir haben nicht einmal den Mut, unseren jungen Leuten zu sagen, daß ihrer gegenseitigen Liebe und ihrem körperlichen Wohlergehen auf Dauer nur ein Leben im Sinn der bewährten kirchlichen Lehre gut tut. Der grassierende Ungehorsam verdunkelt unser Unterscheidungsvermögen für Gut und Böse. Wir alle sind in Versuchung, den dem kirchlichen Lehramt schuldigen Glaubensgehorsam nur in zentralen Fragen zu praktizieren. Wir wollen keine Fundamentalisten sein – und das brauchen wir auch nicht sein im ursprünglichen Sinn des Wortes -, aber dieser Ungehorsam hat uns unseres Fundamentes beraubt, sodaß wir unserer Umwelt nichts mehr zu sagen haben oder auch gar nicht mehr ernst genommen werden. Wir sind wirklich das Salz geworden, das seine Würze verloren hat, das weggeworfen und von den Leuten zertreten wird. Die Kirche prostituiert sich und die meisten Priester merken es gar nicht. Priester schreiten vor jedem Sarg her, gleichgültig ob sie das nach den kirchlichen Vorschriften überhaupt dürften, sie spielen bei jeder Eheschließung mit, auch wenn erkennbar ist, daß die Beteiligten die kirchliche Liturgie nur als Folkloreveranstaltung betrachten. Alles das konnte geschehen, weil nicht Gott der Mittelpunkt unseres Denkens ist sondern der Mensch, weil wir die Überzeugung verloren haben, daß Gott besser weiß, was für uns Menschen gut ist. Die Akzeptanz des Unrechts der Abtreibung wird als Ausfluß christlicher Barmherzigkeit hingestellt, weil wir vergessen haben, daß die Gerechtigkeit Grundlage jeder echten Liebe ist.

GEBET FÜR UNSER LAND

Herr Jesus Christus, schenke unserem Heimatland Österreich die Gnade der Bekehrung. Wir alle haben uns verrannt und wissen ohne Deine Hilfe nicht mehr weiter.
– Schenke unserem Land Politiker und Führungspersönlichkeiten, die den katholischen Glauben leben, und schenke ihnen die Einsicht, die Kraft und den Mut, aus dieser ihrer Glaubensüberzeugung heraus in Recht, Politik und Wirtschaft so zu wirken, daß Deine Botschaft auch in diesen Bereichen zum Tragen kommt. Herr, laß uns unsere Gleichgültigkeit und Feigheit ablegen und gib uns die Kraft, von den christlichen Politikern zu fordern, daß sie gegen Sünde und Bosheit in ihrem Wirkungsbereich ankämpfen.
– Herr Jesus Christus, wir haben Grund zur Annahme, daß in unserem Land Jahr für Jahr hunderttausend ungeborene Kinder auf grausame Weise getötet werden. Herr, wir brauchen Politiker, die den Mut haben, dieses himmelschreiende Unrecht ins Bewußtsein der Menschen zu bringen, die das Interesse dafür wecken, daß jedes Kind von der Empfängnis an Gottes Ebenbild ist und eine unsterbliche Seele hat, und die schließlich auch die Kraft und den Mut haben, diesem Wissen in der Gestaltung des Rechtes und bei der Hilfestellung für Mütter und Familien Rechnung zu tragen. Herr, schenke uns solche Politiker.
– Herr Jesus Christus, das Bild von Ehe und Familie, wie es von der Kirche gezeichnet wird, wird in unserem Land immer mehr verdunkelt. Schenke uns die Kraft und den Mut, die Wahrheit über das menschliche Zusammenleben in diesem Bereich in die öffentliche Diskussion einzubringen. Laß bitte nicht zu, daß unsere Jugend zur Homosexualität verführt und dadurch verdorben wird.
– Herr Jesus Christus, Du bist der Urheber des Lebens und hast allen Menschen das Leben gegeben. Herr, beseitige die Gesetze, die die ungeborenen Kinder töten, und laß nicht zu, daß wir Gesetze bekommen, die das Töten von alten und kranken Menschen rechtlich zulässig machen. Bewahre uns vor der sündhaften Auffassung, wir selbst könnten Herr über Leben und Tod sein und das Ende unseres Lebens selbst bestimmen.

GEBET FÜR UNSERE KIRCHE

Herr Jesus Christus, schenke der Kirche Österreichs die Gnade der Bekehrung. Zeige Du uns den Weg, wie wir den Rauch Satans, von dem Papst Paul VI gesprochen hat, aus unserer Kirche vertreiben können.
– Herr Jesus Christus, schenke uns allen, besonders aber den in der Ehevorbereitung tätigen Katholiken, den Mut, unseren jungen Eheleuten zu sagen, daß sie am besten überhaupt nicht verhüten, sondern alle Kinder als Geschenk und Aufgabe Gottes annehmen sollen. Hilf uns, daß wir in dieser Sache einen neuen Weg einschlagen und gib unseren Bischöfen die Einsicht und den Mut, die Lehre der Kirche unverkürzt zu verkünden.
– Herr Jesus Christus, laß uns erkennen, daß wir dem Papst und der Kirche in allen Dingen gehorchen müssen, um Deinen Willen zu erfüllen.
– Herr Jesus Christus, bewirke Du, daß unsere Priester und Religionslehrer Kindern und Jugendlichen den katholischen Glauben unverfälscht und vollständig weitergeben, daß sie die Grundwahrheiten des katholischen Glaubens, die Grundgebete und die Wahrheit über die letzten Dinge des Menschen verkünden. Mach Du bitte, daß niemand von der Kirche beauftragt wird, Priester auszubilden oder Religionsunterricht zu erteilen, der nicht bereit ist, in Einheit mit dem Papst den vollen und unverfälschten katholischen Glauben zu lehren.
– Herr Jesus Christus, schenke uns die Erkenntnis, daß es in erster Linie die Aufgabe der Kirche ist, Dich als unseren Herrn und Gott zu verkünden und das Bewußtsein zu wecken, daß sich die Liebe zu Dir im Halten deiner Gebote zeigt. Zeige uns den Weg, wie wir in unserem Land Dein Evangelium neu verkünden können und schenke uns dazu Deine Hilfe.